Alles beginnt mit einer Idee, auch Lernerfolge!
Wir haben jeden Tag jede Menge Gedanken in unseren Köpfen: Impulse, Bewertungen, Erinnerungen, Emotionen, Zweifel, Fragen, Ideen – diese Liste könnte noch eine Weile länger gehen. Unser Gehirn ist auf Dauer am Start. Sobald wir aufwachen, fangen wir an, die Umwelt in Relation zu uns und unseren Gedanken wahrzunehmen. Und wir entscheiden somit also, was wir überhaupt sehen wollen und was nicht.
Alles, was um uns passiert, geht erstmal durch unseren Verstand. Nur ein kleiner Bruchteil von dem Ganzen geht wirklich bewusst weiter und wird von uns aktiv wahrgenommen. Das Gehirn filtert also schon fleißig, was für uns überhaupt wichtig ist und was nicht. Dafür ist das sogenannte aufsteigende retikuläre aktivierende System (ARAS) unter anderem verantwortlich – was für ein Zungenbrecher! Die meisten von uns werden ihn auch gleich wieder vergessen, weil es für uns schlichtweg nicht wichtig ist. Das ist vollkommen OK! Genau so haben sich die Diesel-Fahrer den Preis von Diesel von gestern gemerkt, und die Benzin-Fahrer den Preis vom Benzin. Und wenn wir uns einen Dackel wünschen, dann sehen wir permanent welche unterwegs und merken kaum die anderen Hunderte Hunde, die auch an uns vorbei ziehen. ARAS ist mächtig, sogar sehr. Zum Glück können wir dieses System für uns nutzen! Und da beginnt alles mit einer einfachen Idee…
ARAS können wir auch sehr gut im Unterricht nutzen für genau die Zwecke, die wir als Lehrer beabsichtigen. Es dauert zwar eine Weile, bis sich das festigt, aber ist gar nicht so schwer. Eine Idee reicht zunächst und der Prozess ist bereits in die Wege geleitet. Wir wollen, dass Kinder in unserem Unterricht vor allem neugierig, lernbegierig und ohne Angst die Sprachen erleben. Das bedeutet, dass wir als Lehrer es vermitteln müssen, dass genau diese Anteile im Unterricht total wichtig sind! Denn was wichtig ist, merkt sich das Gehirn, und lenkt uns dann dahin. Wir konzentrieren uns weder auf Noten, noch auf perfekte Aussprache oder auf eine bestimmte uniforme Leistung. Unser Ziel ist es, mit Spaß und Leichtigkeit die Sprache zu vermitteln, und auch die Kinder selbst probieren lassen: Sie sollten keine Angst vor Fehler machen, denn das Lernen geht durch Ausprobieren – Fehler sind automatisch da.
Wenn es Kindern wichtig ist, keine Fehler zu machen, dann werden die kleinen Köpfe das partout meiden. Das bedeutet, dass die Kinder sich weniger melden, freier sind, weniger selbst ausprobieren und nicht aktiv nachdenken, sondern nur das wiedergeben, was sie zu 100% richtig wissen. So funktioniert das Sprachenlernen aber eher zögerlich.
Wenn wir als Lehrer aber vermitteln, dass das „Spielen“ mit den Sprachelementen, das Ausprobieren und Spaß wichtig sind, dann sehen das ARAS gleich anders: So sind Kinder eher am Unterricht beteiligt, melden sich auch wenn sie sich über die Antwort nicht ganz sicher sind und machen einfach mit. Wie verstärken wir das?
Wir sagen dann unter anderem:
Toll! Das war zwar nicht ganz richtig, aber du hast es probiert und jetzt finden wir gemeinsam einen Weg! Well done!
Wie schön, dass du das herausfinden magst. Finden wir klasse!
Wir vermitteln mit unserer Körpersprache und Mimik, dass es vollkommen OK ist, nicht gleich zu wissen. Wir lassen Spaß herrschen, wir geben High Fives, wir animieren, die Kinder sich selbst über Fehler zu lachen und gleich weiter nach dem Weg zu finden. Wir leiten die Kids auf Antworten, anstatt es gleich zu verraten. Resultat? So zeigen wir immer wieder dem ARAS was hier bei uns wichtig ist und so leisten wir unseren Beitrag, die Kinder zu nachhaltigen Schülern zu machen, denn so geht das Lernen viel einfacher.
ARAS funktioniert übrigens auch kurzfristig, wenn etwas sehr prägend ist. Als ich letztes Jahr bei einem UYM Speaker Event war, habe ich 17 Speaker erlebt, die alle über unterschiedliche Themen geredet haben. An dem Tage habe ich aber eine ganz wichtige Email für die Sprachschule erhalten. Und was ist denn passiert? Ich hätte gedacht, ich werde mir die Speaker und die Vorträge merken, die zu meinem eigentlichen Thema passt, allerdings habe ich vor allem 3 Speaker noch in Erinnerung. Worüber haben sie alle geredet? Die Themen waren unterschiedlich, aber alle 3 haben Kinder erwähnt oder über Kinder geredet und mein Gehirn hat sofort umgeschaltet: „Kinder? Du hast doch diese Email vorhin erhalten… Das arbeitet noch in dir. Hör zu! Das muss doch wichtig für dich sein!“ Bis heute habe ich Marcels, Elkes und Saskias Reden noch im Kopf.
Genau deswegen betonen wir auch so oft, dass Kinder bei uns im Unterricht ruhig Fehler machen sollen. Sie sollen auch Fragen stellen und ohne Angst sagen „I don’t know“ (Ich weiss es nicht), wenn sie etwas vergessen. Was passiert danach? Wir knüpfen da mit Spaß an und dann geht’s weiter.
– Milly